Klezmer-Punk-Strategien gegen die Hoffnungslosigkeit
Die Musik des Singer/Songwriters, Akkordeonisten und Autoren Geoff Berner verbindet Klezmer mit Punk, politischer Satire und Balkan-Tanzrhythmen. Seine beißenden, intelligenten Lieder können Weinen, Lachen und Zähneknirschen auslösen - oder auch das Bedürfnis, ein Fenster einzuwerfen. Meistens alles gleichzeitig.
“We Are Going To Bremen To Be Musicians” ist Berners erstes Originalalbum seit vier Jahren. Mit seinen Worten: “kraftvolle Aufheiterungsmedizin, für die man sein Gehirn nicht ausschalten muss“.
Während schonungsloser Touren durch tausende von Bars, Cafes und Festivals hat sich Berner in Nordamerika und Europa einen wahren Kultstatus erarbeitet. Mit seiner auf sehr eigene Weise unwiderstehlichen Bühnenpräsenz gelingt es ihm, ein vergnügliches Chaos zu veranstalten. Sein typisches Publikum, so Berner, seien sonderbare, Bücher lesende Menschen, die gern trinken. Der Anteil von Physikern sei überraschend hoch.
Berner fühlt sich dem „Klezmer Bund“ zugehörig, einer Bewegung von radikalen jüdischen Kulturaktivisten wie dem Berliner Daniel Kahn, Psoy Korelenko aus Moskau und der aufwieglerischen Jewdas-Gruppe aus London. Der Klezmer Bund verwirft orthodoxe und ultra-zionistische Auffassungen einer jüdischen Identität und schließt stattdessen unterhaltsam und zugänglich an die tiefen Wurzeln linken jüdischen Denkens an.
Der Titel “We Are Going To Bremen To Be Musicians” bezieht sich auf ein altes deutsches Märchen über in die Jahre gekommene, mit dem Tod bedrohte Nutztiere, die ihren Herren fortlaufen in der Hoffnung, Freiheit zu erlangen und Stadtmusikanten zu werden. Eine absurde Erzählung von irrationalen Hoffnungen und Optimismus im Angesicht des Schreckens – und genau hier liegt die Verbindung zu den Liedern des Albums, das Berner als „strategischen Leitfaden gegen die Hoffnungslosigkeit“ beschreibt.
Diese Strategien schließen Liebe ein, wie in “I Don’t Feel So Mad At God When I See You In Your Summer Dress”, Erlösung wie im Eingangstrack “Swing A Chicken 3 Times Over Your Head”, und pure Schadenfreude, beschworen in “Dance And Celebrate (The Misfortunes of People We Hate)”.
Ein Album wie dieses werden Sie in Ihrer Plattensammlung kaum finden. Aber in unabhängigen Plattenläden auf der ganzen Welt, online oder auf Geoff Berners Live-Konzerten - demnächst in Ihrer Stadt.